Blickt man auf die Marktentwicklung im Superkunstjahr 2017, zeigt sich ein eindeutig positives Bild: Die Händler und Galeristen meldeten starke Verkäufe auf den großen Messen .Die Londoner Juni Versteigerungen der führenden Auktionshäuser reüssierten ebenfalls mit im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegenen Gesamtumsätzen.

Hohe Verkaufsquoten von oft über 90% sind ein Indikator für die Stärke und Stabilität des Marktes genauso wie neue Auktionsrekorde für Künstler wie Kandinsky. Hervorzuheben ist ein neuer Rekord für das marktfrische Max Beckmann Gemälde „Hölle der Vögel“ aus den Jahren 1937/38, das für 36m Pfund versteigert wurde und damit einen neuen Rekord für ein Werk des deutschen Expressionismus setzte. Auch Beckmanns eigener Rekord von 22,5m Dollar für sein durchdringendes „Selbstbildnis mit Horn“ (1937) wurde weit übertroffen.
Somit konnten nach schwächeren Umsätzen im vergangenen Sommer alle Londoner Häuser positive Signale setzen.

Wie sieht es auf dem zweiten Megakunstmarkt jenseits des Atlantiks in New York aus?
In den Jahren bis 2015 steigerten sich die Verkaufspreise von Rekord zu Rekord, bis sich diese Entwicklung im Jahr 2016 abschwächte. Dies lag weniger an der Nachfrageseite als vielmehr an der Angebotsseite an wirklich Hochkarätigem. Doch es scheint, dass sich diese Verkaufszurückhaltung durch die erzielten Rekordpreise und soliden Ergebnisse auf den Herbstauktionen 2016 gelegt hat. Die Mai-Auktionen 2017 glänzten mit Höchstpreisen für begehrte Masterpieces. Dies gilt insbesondere für die Ikonen der amerikanischen Nachkriegskunst und den überragenden Rekord für Jean Michel Basquiats „Untitled“ aus dem Jahr 1982, das mit 110m$ zum teuersten Werk eines amerikanischen Künstlers avancierte.
Insofern eine glänzende Aufwärmübung für die Herbstauktionen in New York und London, wenn die wirklichen Toplose versteigert werden.

Welche Schlüsse ziehen wir daraus?
Der Kunstmarkt ist gesund und zieht neue Sammler und Käufernationen an. Aus Asien kommt massives Interesse an europäischer Kunst und besonders am deutschen Expressionismus. Auch andere Marktteilnehmer profitieren. Auktionshäuser zum Beispiel richten ihren Fokus verstärkt nach Asien und auf Onlineauktionen.
In beiden Bereichen wächst die Käuferschaft rasant und befeuert die Preise für das knappe Angebot.

Dies ist kein Wunder, blickt man auf die aktuelle Entwicklung an den Finanzmärkten: Mario Draghi hat in den letzten Monaten wiederholt festgestellt, dass sich die Wirtschaft in der Euro-Zone nachhaltig festigt und erholt. Dennoch hat die EZB noch nicht mit der Aufbauarbeit nach dem „Draghigate“ begonnen und die Anleihekäufe eingeschränkt oder die Zinsen erhöht. Damit ist frühestens im September dieses Jahres zu rechnen.
Geld für den Kunstmarkt ist also vorhanden.

In Deutschland hat man ein Jahr nach Inkrafttreten des Kulturgutschutzgesetzes eine erste Zwischenbilanz gezogen: Viel Bürokratie aber weniger schlimm als erwartet ist der Grundtenor bei öffentlichen Institutionen. Auf der anderen Seite leiden die Akteure im Kunstgeschehen unter dem Aderlass des Marktes, einem Zuviel an Dokumentationsanforderungen und letztendlich wieder einmal gestiegenen Kosten.

Insgesamt läuft alles auf eine wachsende Transparenz für Kunsttransaktionen und die Akteure hinaus. Seit Juni gelten in Deutschland neue Geldwäsche-Richtlinien, die vom Kunsthandel erhöhte Sorgfaltspflichten erfordern. Hierzu werden wir in unseren nächsten Newsletter Ausgaben berichten.