Die COVID-19 Pandemie hat Transformationsprozesse in vielen Industrien angestoßen und beschleunigt. Am Kunstmarkt waren die letzten beiden Jahre für Marktteilnehmer eine ungekannte Herausforderung. Abgesagte Messen, kleine Galerien ohne Publikumsverkehr, geschlossene Museen. Aus unserer Sicht gibt es zum heutigen Zeitpunkt bereits klare Gewinner: die Auktionshäuser.

Nicht nur, dass vor einigen Jahren neu gegründete Häuser sich dauerhaft im Markt positionieren konnten.
Auch die jüngst veröffentlichten Bilanzen der großen Auktionshäuser haben es gezeigt: 2021 war ein starkes Jahr für den Kunstmarkt im Ganzen und den Auktionsmarkt im Besonderen.
Allerorts wird über Rekordumsätze und -ergebnisse berichtet. Der Gesamtumsatz der Pariser Auktionatoren lag etwa bei bis dahin unerreichten 2,2 Milliarden Euro, sicher auch wesentlich getrieben durch den Brexit. Man knüpft damit wieder an die alte Stärke an. Deutsche Häuser – allen voran Ketterer, Grisebach und Lempertz – melden Umsatzrekorde. Auch Sotheby’s deklarierte das vergangene Jahr als das umsatzstärkste der gesamten 277-jährigen Unternehmensgeschichte.

Drei ineinandergreifende Faktoren befeuern diesen Boom:
Digitalisierung, Anpassung des Angebots und des Marketings sowie selbstverständlich der starke Trend zu Kunst-Sachwerten. Letzterer traf durch die Neuausrichtungen der Auktionshäuser auf einen fruchtbaren Nährboden. Die Digitalisierung und der Technologieausbau wurde pandemiebedingt und in kürzester Zeit vorangetrieben. Mit dem Effekt, dass beispielsweise der Auktionator in einer internationalen Auktion heute quasi in einem Fernsehstudio mit Live-Schaltungen in die ganze Welt sitzt. Auch das Warenangebot ist durch Auktionsplattformen, bestmögliche Digitalaufnahmen und schnell verfügbare Informationen und Condition Reports zu einzelnen Losen für den Käufer besser exponiert und auch ohne persönliche Präsenz einschätzbar. Hinzu kommt, dass die Häuser ihr Angebot thematisch diversifiziert haben und damit dem eklektizistischen Vintage-/Luxus- und Kunsttrend gerecht werden, den vor allem jüngere Käuferschaften pflegen, die während der Pandemie häufiger als früher Erstkäufer im stark wachsenden Online-Kanal waren. Das Auktionshaus wird zum Luxuskaufhaus für Kunst, Antiquitäten, Uhren, Handtaschen und jede Art von Collectables.

Den Häusern geht es also gut und man versucht allerorten sich noch besser zu positionieren. Dies zeigt sich unter anderem an einer Übernahme, die gerade für Furore sorgte. Das Londoner Traditionshaus Bonhams (Investorengruppe Epiris) kaufte vor wenigen Tagen das ebenfalls traditionsreiche schwedische Auktionshaus Bukowskis, welches sich seit 2007 im Besitz der bedeutenden schwedischen Unternehmerfamilie Lundin befand.
Dies ist insofern interessant, als es zeigt, dass das vom Brexit betroffene Londoner Haus sich durch den Kauf ein Stück der Souveränität und Stabilität des europäischen Kunstmarktes sichert – schließlich ist Bukowskis der kontinuierliche Marktführer Skandinaviens und arbeitet mit Klienten weit darüber hinaus. Dass eine solche Kaufkraft auch am deutschen Markt besteht, zeigte im vergangenen Jahr beispielsweise die Eröffnung einer Sotheby’s Dependance in Köln. Das Unternehmen entschied sich damit, nach längerer Pause die Geschäfte in der Bundesrepublik wieder aufzunehmen.

Wir freuen uns auf ein spannendes Auktionsjahr 2022.